Die zweite Fokusgemeinde des Verein ELF liegt im tiefen Süden.
Wir haben Ende 2019 das Gespräch mit dem Balzner Vorsteher aufgenommen und im Dezember dem Gemeinderat unser Vorhaben präsentiert. Nach der positiven Resonanz freut sich der Verein ELF auf Balzers als zweite Fokusgemeinde. Wie jedes Jahr widmen wir etwa die Hälfte der Veranstaltungen dem Dorf und die andere dem Land, wobei die Grenzen oft verschwimmen.
Wir werden die Landschaft im Spannungsverhältnis von Monotonie und Diversität erörtern und weiterdenken.
Wieviel Diversität braucht ein Dorf, und wieviel Monotonie tut ihm gut? Während sich bei uns scheinbar jedes Haus vom nächsten unterscheiden möchte, stossen doch alle an dieselben Grenzen von gesetzlich definierter maximaler Bauhöhe, ökonomisch argumentierten Gebäudematerialien und kulturell geforderten Normen in Form und Funktion.
Historisch gewachsene Diversität verschwindet mit der bestehenden Bausubstanz, die den immer massigeren Investorenbauten in atemberaubender Geschwindigkeit Platz macht. Vielfältig in ihrer Monotonie, monoton in ihrer Vielfalt zeigen sich die daraus hervorgehenden Dörfer des Rheintals in neuen Variationen gleichförmigen Quadrat-chics.
Auch asserhalb der Dörfer werden immer mehr Felder zusammengelegt und von immer weniger Landwirten bestellt. Andereseits stellen immer mehr Betriebe auf biologische Landwirtschaft um, verzichten auf Kunstdünger und Pestizide und setzen auf flankierende Massnahmen zur Steigerung der Biodiversität.
Verschiedene Gewässer werden nach zwei Jahrhunderten der Kanalisierung hier und da wieder aufgeweitet und verdrängten Arten damit wieder neue Habitate gewährt. Die Aufweitung des Rheins stösst neben Begeisterung nach wie vor auf grosse Widerstände.
Monotonie und Diversität bilden eine Grundachse der Landschaft. Diese betrifft aber nicht nur Messbares wie etwa die Artenvielfalt, sondern auch die Ästhetik und damit Identität einer Landschaft. Wo sich ein Dorf, ein Haus oder eine Landschaft auf dieser Achse befindet, und wo sie sich befinden sollten ist subjektiv und verhandelbar. Einen Raum für gesellschaftliche Verhandlungen dieser Art möchten wir im Jahr 2020 in Balzers eröffnen.